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Der Umgang mit Diabetes und ihre sozioökonomischen Folgen Teil 2

Der Umgang mit Diabetes und ihre sozioökonomischen Folgen Teil 2

Die Erkrankung an Diabetes mellitus ist oft einschneidend in den Gewohnheiten und Selbstverständnis der Betroffenen. Wie empfinden sie und welche Folgen sind zu beobachten.

Im ersten Teil dieser Serie haben wir versucht, Ihnen die Ursachen von Diabetes mellitus, dessen Formen und ihre Verbreitung zu erläutern. Sie gehört zu den am häufigsten auftretenden Formen von chronischer Erkrankungen, die wir hierzulande und international haben. Sie unterscheidet nicht Alter oder soziale Schicht. Bedauerlicherweise kann Diabetes mellitus verschiedene Folgeerkrankungen des Nervensystems oder der Nieren und kardiovaskuläre Risiken nach sich ziehen.

Der steigende Leistungsdruck in der Gesellschaft, veranlasst viele Menschen ihren sozialen Status mit der Leistungsfähigkeit und ihrer Bereitschaft dazu verknüpfen. Erlebt der Mensch eine chronische Beeinträchtigung durch Diabetes, so bleibt der empfundene Sozialstatus davon nicht unberührt. Die sozio-ökonomischen Folgen können Diskriminierung, Sonderstellungen oder einfach nur finanzielle Mehrbelastungen beim Abschluss von Versicherungen sein.

Besonders für Kinder und Jugendliche sind Sonderbehandlungen im täglichen Leben schwer zu verarbeiten, wenn sie aus Wandertagen, Sportunterricht, Klassenfahrten oder Wettkämpfen ausgeschlossen werden. Leider sehen sich immer noch Lehrer und Erzieher außerstande, beim Auftreten von gesundheitlichen Komplikationen, die Verantwortung zu übernehmen. Ein prophylaktisches Vorgehen ist zu erkennen, um riskante Situationen zu vermeiden. Dabei liegt die Schuld weniger bei den Lehrkräften und Erzieherinnen, da ihnen wichtige Informationen, die Rechtssicherheit und Verantwortungsbewusstsein schaffen, nur selten in ausreichendem Umfang zufließen. Es fehlt an klaren Bestimmungen seitens der Kultusministerien. Was erste Hilfe angeht gibt es konkrete Schritte in Schule, aber die Vorsicht bei vielen Lehrkörpern bleibt.

In den Familien betroffener Kinder müssen die Eltern große Hürden nehmen. Gerade bei kleinen Kindern kommen umfangreiche Aufgaben auf sie zu wie Stoffwechselkontrollen, Berechnung des Kohlenhydratgehalts des Essens oder Insulininjektionen. Anfangs überfordert, nimmt die Pflege des Kindes später immer noch enorme zeitliche Ressourcen in Anspruch. Die Eltern müssen sich Umstellen und darauf achten, die anderen Kinder nicht zu vernachlässigen. Diese Anforderungen, denen sich Eltern stellen, werden durch Steuererleichterungen bedingt kompensiert. Die Therapiekosten besetzen trotzdem einen nicht unwesentlichen Teil des Budgets. Finanzielle Belastungen gehen mit psychischen einher. Die Verantwortung der Rundumbetreuung kann in der Pubertät nur schwer weitergegeben werden. Sorge um die beruflichen Möglichkeiten können, je nach Überwachungsintensität, Eltern stark belasten. So nagen bürokratische Barrieren bei Genehmigungsverfahren, beispielsweise für eine Insulinpumpe, an den Kräften vieler Eltern. Trotz Pflegeintensität ist die Gewährung von Pflegegeld für ein Großteil der Familien in weiter Ferne.

Nach geschaffter Schulausbildung ist der Zugang für Menschen mit Diabetes mellitus nicht in jeden Berufszweig möglich. Haftungsgründe spielen ebenso eine Rolle, wie eventuelle Gefahrensituationen für sich selbst oder Dritter, die diese Form der Diskriminierung rechtfertigen. Die moderne Diabetestherapie findet in manchen Berufen keine Berücksichtigung bei der Anwendung veralteter Einstellungsrichtlinien. Ermessungsspielräume werden bei der Beurteilung nicht genutzt oder die empfohlene Einzelfallprüfung unterbleibt gänzlich. Daher sind in diesem Bereich viele Anpassungen an den heutigen Kenntnisstand notwendig, um ein Paradigmenwechsel einzuleiten, das ressourcenorientiert ist und nicht defizitorientiert, wie die Deutsche Diabetes-Gesellschaft empfohlen hat.

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