Sport in der Schwangerschaft
Der positive Schwangerschaftstest ist für viele Frauen häufig der Grund, bei körperlichen Aktivitäten ein Gang runterzuschalten. Selbst wenn Sport ein fester Bestandteil des Alltags war, tritt unbewusst ein Schongang ein. Der Schutz des Ungeborenen ist häufig das Motiv für die Zurückhaltung. Für Bewegungsmuffel ist es ein willkommener Anlass, sich noch gemächlicher zu Bewegen.
Dabei dient der regelmäßige Sport, den die Schwangeren ausüben, ebenso dem Ungeborenen als eine Art Work-out. Das Baby macht alles mit, was die werdende Mutter unternimmt. Ob es eine Yoga-Session ist, ein Lauf an der Promenade oder ein Aerobic Kurs im Fitnesscenter. Doch wie wirkt sich der Sport auf das Baby aus? Zu dieser Frage wurden einige interessante Studien durchgeführt, die gängige Vorbehalte umgekehrt haben. So empfiehlt die Bewegungsphysiologin Linda May von der Kansas City University of Medicine Schwangeren unbedingt, dem Wunsch nach Sport nachzugehen, da jede Einheit auch der Herzgesundheit des Babys dient.
In Ihrer Studie konnte May bei den Babys der sportlich aktiven Schwangeren einen langsameren und variableren Puls messen als bei den Babys der gemächlicheren Schwangeren. Diese Variabilität ist auch bei Erwachsenen zu beobachten, die regelmäßig Sport treiben. Somit bestätigte sich der Trainingseffekt der werdenden Mutter auch beim Fötus. May untersuchte die Babys auch nach der Geburt und stellte fest, dass sich der
Grad der Herzgesundheit mit dem Grad der Aktivität der Mutter einhergeht. Dieser Zusammenhang verleitet May zu der Annahme, dass über die Plazenta Hormone der Mutter ins Babyblut gelangen und positiv auf die Herzentwicklung nehmen, die während des Sports ausgeschüttet wurden.
Mediziner und Wissenschaftler empfehlen heute ausdrücklich Sport, was früher als zu gefährlich für den Fötus angesehen wurde. Betrachtet man die Stufen der Schwangerschaft, können auf diese Weise hoher Gewichtszunahme, häufiger Rückenbeschwerden, Wassereinlagerungen in den Beinen, Schwangerschaftsdiabetis und sogar Depressionen entgegengewirkt werden.
Dennoch ist die Absprache mit dem behandelnden Arzt notwendig, um Art und Pensum festzulegen oder bei Risikoschwangerschaften Überlastung zu vermeiden.
Neben der Sportart und dem Pensum spielen die Phasen der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Die Schwangerschaft teilt sich in drei Schwangerschaftsdrittel, sog. Trimenonen auf.
Im ersten Trimenon fällt die Aktivität durch die typische Übelkeit relativ schwer. Für die Frauen, die vor der Schwangerschaft bereits regelmäßig und intensiv Sport gemacht haben, sollten beobachten, wie sich der Körper in dieser neuen Situation stabilisiert. Sofern es das Körpergefühl zulässt, kann mit den gewohnten Übungen begonnen werden. Jogging, Walken, Radfahren, Schwimmen oder einfach nur Spaziergänge im Wald sind in moderater Ausführung zu empfehlen. Saunagänge bei 60 Grad oder Entspannende Massagen runden die Bandbreite der Aktivitäten ab. Sportarten mit intensivem Körperkontakt und Aufprallkräften oder Erschütterungen wie Reiten sollten gemieden werden. Sportarten in großer Höhe oder Tauchgänge ab einer bestimmten Tiefe stellen unkalkulierbare Risiken dar.
Im zweiten Trimenon fällt einem die Aktivität schon etwas leichter. Die Frauen haben sich an das Körpergefühl gewöhnt und sind sich ihrer Grenzen auch im Klaren. Da sich durch das Hormon Gestagen die Bänder und Gelenke lockern und der Körper allmählich sich auf die Geburt vorbereitet, steigt die Verletzungsanfälligkeit und das Sportequipment muss daran angepasst werden. Stabiles Schuhwerk gehört nun ebenso zur Grundausstattung wie die Auswahl geeigneter Strecken.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel, dem dritten Trimenon, nehmen Bauchumfang zu und der Bewegungshorizont schränkt sich langsam ein. Ruhe und Entspannung wird jetzt noch wichtiger. Zu lange Trainingseinheiten werden von Gelenk- und Beckenschmerzen begleitet. Spaziergänge stehen jetzt hoch im Kurs und schwimmen kann die Schwangere sogar bis kurz vor der Entbindung.
Die körperliche Fitness zahlt sich auch während und nach der Entbindung aus. Sie kommen mit weniger Schmerzmittel aus und regenerieren sich nach der Geburt deutlich schneller.